Blutende Hunde, gefesselte Affen und Katzen, denen mit Gewalt Blut abgezapft wird. Grausamkeiten, die im privaten Tierversuchslabor „LPT“ in Mienenbüttel bei Hamburg (D) offenbar zum Alltag gehören. Das enthüllten Tierschützer jüngst im deutschen Fernsehen. Auch in Österreich werden jedes Jahr tausende Tiere als „Versuchskaninchen“ missbraucht – ein Martyrium, das unzählige Mäuse, Katzen, Hunde & Co. mit dem Leben bezahlen.
Mehr als 115 Millionen Tiere werden jedes Jahr in Tierversuchen getötet – so die offiziellen Zahlen. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher sein. 400 Tierversuchslabors gibt es allein in Österreich. Dort wurden 2018 Versuche an 237.727 Tieren durchgeführt, im Rahmen von ca. 20.000 Tierversuchsprojekten. Die Zahl der österreichweiten Tierversuche ist damit zurückgegangen – erstmals seit vielen Jahren, um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2017.
Tierversuche nicht auf Menschen übertragbar
Der Österreichische Tierschutzverein begrüßt die Entwicklung, macht aber deutlich:
„Jedes Tier, das zu Versuchszwecken gequält und missbraucht wird, ist eines zu viel. Zumal sich inzwischen viele Mediziner und Wissenschaftler darüber einig sind, dass Ergebnisse aus Tierversuchen nicht auf den Menschen übertragbar sind. Erst recht nicht, wenn die Tiere permanent in Stress und Angst leben, wie es bei Versuchstieren der Fall ist.“
Auch die deutsche Vereinigung „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“ weist auf die mangelnde Übertragbarkeit hin:
„Schon gesunde Tiere und Menschen unterscheiden sich stark voneinander. Da die meisten menschlichen Krankheiten natürlicherweise bei Tieren nicht vorkommen, werden die Symptome auf künstliche Weise in sogenannten ‚Tiermodellen‘ nachgeahmt. Die künstlich hervorgerufenen Symptome haben jedoch nichts mit den menschlichen Krankheiten, die sie simulieren sollen, gemein. Diesem Umstand wird im Tierversuch keinerlei Rechnung getragen. Ergebnisse aus Studien mit Tieren sind daher irreführend und irrelevant.“, warnen die Mediziner auf ihrer Webseite und plädieren für moderne, tierversuchsfreie Forschungsmethoden, die nicht nur weitaus aussagekräftiger, sondern sogar kostengünstiger seien.
Grausam, unethisch, vermeidbar
Mäuse, die stundenlang in engen Plastikröhren verharren müssen. Meerschweinchen, die toxische Stoffe per Magensonde verabreicht bekommen. Kaninchen, Ratten, Schweine, Fische, Vögel, Hunde und Katzen, die tage- und wochenlang in engen Käfigen gehalten, gefesselt und gequält werden. Die Folgen sind Bewusstseinstrübungen, Ängstlichkeit, Verhaltensstörungen – und häufig auch der Tod der Tiere.
„Tierversuche sind vom Tierschutzgesetz weitgehend ausgeschlossen, man darf Sachen mit Tieren machen, die einen normalerweise ins Gefängnis bringen würden“, erläutert ein Vertreter von der Organisation „SOKO Tierschutz“, die den Skandal gemeinsam mit „Cruelity Free International“ aufdeckte, in der TV-Reportage.
Tierversuche immer noch gang und gäbe
Trotzdem sind Tierversuche in zahlreichen Bereichen immer noch gang und gäbe:
- Toxikologie: In der Toxikologie wird die Verträglichkeit verschiedenster Chemikalien für Mensch und Umwelt überprüft. Diese Substanzen werden schließlich Reinigungs- und Kosmetikprodukten, Pestiziden u.v.m. beigefügt.
- Medikamente: Etwa 20 Prozent der Tierversuche gehen auf das Konto von Arzneimittelherstellern, die Medikamente für die Human-, Zahn- und Veterinärmedizin herstellen.
- Forschung: 40 Prozent der Tierversuche sind im Bereich Grundlagenforschung zu verbuchen. Dabei werden vor allem wissenschaftliche Interessen erforscht, die meist keinen konkreten Nutzen für den Einzelnen aufweisen.
- Ausbildung: Auch in der Aus- und Weiterbildung künftiger Biologen, Human- und Veterinärmediziner kommen Tierversuche zum Einsatz.
Kosmetik-Hersteller umgehen Tierversuchsverbot
Seit 2013 sind Tierversuche zur Herstellung von Kosmetik per EU-Verordnung verboten. Leider bietet diese viele Umgehungsmöglichkeiten. Das wohl größte Schlupfloch: Inhaltsstoffe dürfen weiterhin an Tieren getestet werden, sofern sie nicht ausschließlich für die Herstellung von Kosmetik genutzt werden.
Wie Sie tierversuchsfreie Kosmetik erkennen
Große Unternehmen wie L’Oréal, Procter & Gamble, Johnson & Johnson, , Colgate-Palmolive, Clorox, Reckitt Benckiser, Church & Dwight, Estée Lauder, Unilever, S.C. Johnson, Henkel, Calvin Klein und Garnier sind dafür bekannt, ihre Produkte an Tieren zu testen.
Viele Hersteller wie z.B. Lavera, Dr. Hauschka, Weleda, Dr. Bronner’s etc. sagen sich jedoch davon los, die Verträglichkeit ihrer Produkte an wehrlosen Tieren zu testen. Es ist heute also kein Kunststück mehr, an Tieren getestete Produkte zu meiden. Ob Ihre Lieblingsprodukte tierversuchsfrei sind, erfahren Sie auf kosmetik-vegan.de. Auch auf unserplanet.net finden Sie eine ausführliche Liste aller Marken, die weiterhin von Tierversuchen Gebrauch machen.
Siegel für Kosmetik ohne Tierversuche
Zudem können sich Verbraucher an verschiedenen Siegeln orientieren, die garantieren, dass die Produkte nicht an Tieren getestet wurden. Beispiele sind:
- Kontrollierte Naturkosmetik (BDIH)
- NATURE
- ECOCERT
- Hase mit schützender Hand (Internationaler Herstellerverband gegen Tierversuche in der Kosmetik)
- Springender Hase
- Vegan-Blume (Siegel der Vegan Society in Großbritannien)
Achtung: Ist ein Artikel mit „vegan“ oder „vegetarisch“ gekennzeichnet, reicht dies nicht als alleiniger Beweis dafür, dass es sich um ein tierversuchsfreies Produkt handelt.
App zeigt enthüllt an Tieren getestete Produkte
Über die App „Codecheck“ können Sie den Barcode Ihrer Artikel einscannen und erfahren, ob das entsprechende Produkt an Tieren getestet wurde. Zudem informiert die App über eventuell enthaltenes Mikroplastik und bedenkliche Inhaltsstoffe.
Tierversuche in der Lebensmittelindustrie
Auch in der Lebensmittelindustrie spielen Tierversuche eine Rolle – wenn auch eine geringere als im Beauty- und Kosmetiksektor. Dennoch kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Skandalen. Lebensmittelhersteller wie Barilla, Coca-Cola, Lindt, Kellogg’s und Pepsi haben sich bereits öffentlich von Tierversuchen losgesagt.
Schluss mit Tierversuchen
Der Österreichische Tierschutzverein fordert seit Jahren ein vollständiges Verbot von Tierversuchen. Insbesondere in der Kosmetikindustrie müssen bestehende Schlupflöcher für die Hersteller endlich geschlossen werden. Bis dahin ist es unbedingt notwendig, bestehende Labors schärfer zu kontrollieren.
Im Namen der Tiere appelliert der Österreichische Tierschutzverein an alle Tierfreunde: Bitte achten Sie darauf, ausschließlich tierversuchsfreie Artikel in Ihren Warenkorb zu legen. Denn mit jedem Kauf eines Produktes, für das Tiere unter grausamen Bedingungen getestet wurden, unterstützen Sie die skrupellosen Machenschaften von Unternehmen, Industrie und Laborbetreibern wie dem Tierversuchslabor „LPT“.
Weitere Quellen: