Sie haben ein krankes oder verletztes Wildtier gefunden und sind unsicher, wie Sie weiter vorgehen sollen? Der Österreichische Tierschutzverein klärt auf.
Nicht jedes Wildtier braucht Hilfe
- Ruhe bewahren: Tiere haben feine Antennen für Stress und Hektik. So schwer es Ihnen fallen mag: Versuchen Sie, Ruhe zu bewahren sowie Lärm und schnelle Bewegungen zu vermeiden.
- Nicht anfassen: Fassen Sie verletzte Wildtiere nicht sofort an – vor allem nicht, wenn sie noch jung sind. Der Eigengeruch der Kleinen dient als Erkennungsmerkmal für die Mutter. Riecht das Junge einmal nach Mensch, wird es vom Muttertier nicht mehr akzeptiert.
- Nicht vorschnell handeln: Nicht jedes Wildtier braucht Hilfe – im Gegenteil: Durch voreiliges Handeln schaden Sie Tieren oft mehr, als ihnen zu nützen. Bei Tieren, die offensichtlich krank oder verletzt sind, besteht hingegen sofortiger Handlungsbedarf.
Hilfsbedürftig – ja oder nein?
Es gibt einige Anhaltspunkte, die darauf schließen lassen, dass ein Wildtier Hilfe braucht. Hat das Tier …
- Verletzungen (Knochenbrüche, Verwundungen) oder blutet es?
- offensichtliche Krankheiten?
- eine verklebte, entzündete oder geschwollene Nase oder Augen?
- Ist es fluchtunfähig, schwach, verwirrt oder apathisch?
- Ist das Tier noch sehr jung?
- Lässt sich die Mutter auch nach mehr als einer Stunde nicht blicken? (Beobachten Sie den Fundort am besten aus der Ferne, damit Sie das Muttertier nicht erschrecken!)
- Liegt ein Tier an einem gefährlichen Ort (z.B. am Fahrbahnrand)?
- Finden Sie tagsüber ein Tier, das eigentlich nachtaktiv ist, wie z.B. Igel oder Eulen?
Dann braucht das Wildtier vermutlich menschliche Hilfe!
Jagdbares Wild gefunden
- Meldepflicht bei jagdbarem Wild: Der Umgang mit jagdbarem Wild wie Hasen, Rehen, Wildschweinen, Füchsen, Kaninchen, Fasanen und Enten ist in Österreich durch das Jagdgesetz geregelt. Alle anderen Tiere fallen unter das Tierschutzgesetz und unter die Naturschutzgesetze der jeweiligen Bundesländer. Handelt es sich bei Ihrem Findling um ein jagdbares Tier, besteht deshalb Meldepflicht. Das heißt, Sie müssen den Fund entweder bei der Polizei oder beim zuständigen Jagdausübungsberechtigten melden. Für alle anderen Tiere ist eine Meldung nicht verpflichtend.
- Tierschutzverein vor Ort kontaktieren: Haben Sie ein verletztes Wildtier gefunden und sind unsicher über die weitere Vorgangsweise, empfiehlt sich ein Anruf beim nächstgelegenen Tierschutzverein. Selbst wenn dieser keine Möglichkeit hat, das Tier aufzunehmen, sollte er über Adressen verfügen, an die Sie sich wenden können.
- Tierarzt anrufen: Viele Tierärzte verfügen über eine Notrufnummer und sind in ihrem Bezirk auch außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten im Einsatz.
- Tierrettung anrufen: Wenn ein Tier lebensgefährlich verletzt ist, Sie sich im Zuge seiner Rettung in Gefahr bringen würden oder kein Tierarzt mehr geöffnet hat, kontaktieren Sie bitte unverzüglich die Tierrettung Ihres Bezirks. Die Tierrettung des Österreichischen Tierschutzvereins ist in Gmunden & Vöcklabruck im Einsatz. Wählen Sie dazu bitte die Nummer +43 (0) 664/9642685.
Unterstützen Sie unsere Tierrettung!
Als gemeinnütziger Verein sind wir zur Gänze auf die Spenden von Tierfreunden angewiesen. Bitte unterstützen Sie die Tierrettung des Österreichischen Tierschutzvereins mit Ihrer Spende, damit wir Tieren in Not weiterhin unermüdlich zu Hilfe eilen können.
Zwei Sonderfälle: Feldhasen- und Vogelbabys
FELDHASENBABY GEFUNDEN – WAS TUN?
- Sonderfall Feldhasenbabys: Feldhasenbabys werden von ihren Müttern grundsätzlich nur einmal täglich zum Säugen besucht. In der Zwischenzeit werden sie einzeln in ihren Erdmulden – sogenannten „Sassen“ – zurückgelassen. Wenn Sie ein Feldhasenbaby allein in der Wiese vorfinden, braucht es für gewöhnlich keine Hilfe. Detaillierte Infos zu verwaisten Feldhasenbabys haben wir hier für Sie zusammengestellt:
- (Jung-)Vogel gefunden – das ist zu tun: Sie haben einen jungen Vogel gefunden und möchten nun wissen, wie Sie weiter vorgehen sollen? Hier erfahren Sie alles, was Sie über Ihren Findling wissen müssen:
Wildtiere richtig einfangen
- Sicherheit geht vor: Bitte begeben Sie sich nicht in Gefahr, um ein (Wild-)Tier zu retten. Große und/oder möglicherweise aggressive Tierarten wie Marder, Füchse oder Rehe sollten Sie auf keinen Fall selbständig einfangen. Auch wenn Sich Ihr Findling an einem gefährlichen Ort wie steilen Abhängen oder stark befahrenen Straßen befindet, sollten Sie die Rettung den Experten der Tierrettung überlassen.
- Arbeitshandschuhe tragen: Fassen Sie Wildtiere niemals ohne Arbeitshandschuhe an. Diese sollten dick genug sein, um ausreichend Schutz vor möglichen Biss-Attacken zu bieten. Haushalts- oder Gartenhandschuhe sind daher nicht geeignet. Nehmen Sie am besten eine Decke oder ein dickes Tuch zu Hilfe, in das sich ein panisches Tier verbeißen kann.
- Sicherer Transport: Tiere sollten niemals ungesichert im Auto befördert werden. Am besten eignet sich eine geschlossene Transportbox oder ein Karton, der mit ausreichend Luftlöchern versehen ist. Bitte achten Sie darauf, das Behältnis mit Decken auszukleiden, um das Tier warmzuhalten.
- Wasser anbieten: Gerne können Sie dem Tier etwas Wasser anbieten. Trinkt es nicht von sich aus, können Sie es vorsichtig mit einer Pipette verabreichen. Verweigert ein Tier das Trinken, sollten dies nicht erzwungen werden.
- Nicht füttern: Bitte verzichten Sie darauf, Ihren Findling zu füttern. Gerade Jungtiere wie Feldhasen bekommen nach der Aufnahme falscher Nahrung (vor allem von Kuhmilch) schlimmen Durchfall, der meist sogar zum Tod führt.
- Vorsichtig anfassen: Ergreifen Sie das Tier auf keinen Fall am Kopf, an den Beinen oder am Schwanz, sondern mit beiden Händen um den Rumpf. Wenn nötig bitten Sie eine zweite Person, Ihnen zu helfen.
- Im Zweifelsfall immer Tierrettung rufen: Bei weiteren Fragen steht Ihnen das Team des Österreichischen Tierschutzvereins gerne telefonisch zur Verfügung. Im Zweifelsfall zögern Sie nicht, die Experten der Tierrettung Ihres Bezirks zu kontaktieren. In Gmunden und Vöcklabruck ist die Tierrettung des Österreichischen Tierschutzvereins mit seinen Expertenteam im Einsatz.
Haustier gefunden
Was zu tun ist, wenn Sie kein Wildtier, sondern ein Haustier gefunden haben: