Auf dem Tierfriedhof Waldesruh bei Wien haben Trauernde die Möglichkeit, den letzten Weg mit ihrem Haustier zu gehen und einen idyllischen Platz zum Verabschieden und Erinnern zu schaffen. Tierfriedhofsleiter Manfred Maier erzählt von der Wichtigkeit eines würdevollen Abschieds.
Geliebte Haustiere sind Spielgefährten, Seelentröster, Zuhörer, Gesellschafter an einsamen Tagen und Freunde in schweren Zeiten. Oft begleiten sie uns über viele Jahre – umso schwerer fällt das Abschiednehmen, wenn die Zeit gekommen ist. Einer, der tagtäglich erlebt, wie schmerzlich der Verlust eines Haustiers sein kann, ist Manfred Maier. Seit 20 Jahren ist er für den Österreichischen Tierschutzverein im Einsatz, elf davon als Leiter des Tierfriedhofs Waldesruh, einer Einrichtung des Österreichischen Tierschutzvereins. Maier weiß, wie wichtig es ist, die Betroffenen mit ihrem Leid nicht allein zu lassen: „Für viele ist ihr Haustier das Ein und Alles. Ist es plötzlich nicht mehr da, bricht für sie eine Welt zusammen. Umso wichtiger ist es dann, rasch zur Stelle zu sein und pietät- und gefühlvoll mit der Situation umzugehen.“ Deshalb ist Maier rund um die Uhr via Bereitschaftshandy erreichbar, um Beistand zu leisten und verstorbene Tiere zu jeder Tages- und Nachtzeit von ihren Besitzern abzuholen.
Die Bestattung an sich erfolgt ganz individuell – auf Wunsch mit eigenen Liedern oder Texten zum Vorlesen. Zudem kann zwischen einem Kleintiergrab, einem Gemeinschaftsgrab, einem Einzelgrab und dem Individualgrab gewählt werden. Auch im Verabschiedungsraum, wo das Tier noch einmal aufgebahrt wird, können die Betroffenen Abschied nehmen. Manchmal kommt die ganze Familie mit, um ihrem Liebling Lebewohl zu sagen.
Das Schönste an seinem Beruf sei es, den Tieren und ihren Besitzern einen würdevollen Abschied zu ermöglichen. „Normalerweise werden verstorbene Haustiere in der Tierkörperverwertung geschreddert“, weiß Maier. „Für echte Tierfreunde ist es unserer Erfahrung nach aber wichtig, ein schönes Platzerl zu haben, an dem ihr Liebling seine letzte Ruhe findet. Bei uns erhält jedes Tier einen angemessenen Abschied – egal ob Zwerghamster, Hund oder Katze.“
Waldesruh bietet mit seinem weitläufigen, von Bäumen umringten Areal, ein besonderes Ambiente. Auch vor ungebetenen Besuchern ist das Gelände in Sierndorf bei Wien geschützt. Einzig die Grabbesitzer erhalten einen Schlüssel, mit dem sie Zutritt zum Tierfriedhof Waldesruh erlangen. „Dadurch haben sich zwischen den Grabbesitzern schon viele Freundschaften entwickelt“, erzählt Maier. Und auch sonst gibt es immer wieder schöne und Mut machende Erlebnisse: „Viele unserer langjährigen Grabbesitzer sind mittlerweile leider selbst verstorben – und einige davon haben den Österreichischen Tierschutzverein sogar in ihrem Testament bedacht. Dadurch sind wir wiederum in der Lage, wichtige Tierschutzprojekte zu realisieren. Um diesen Menschen etwas zurückzugeben, kümmern wir uns weiterhin unentgeltlich um die Gräber ihrer Tiere. So etwas macht einem immer wieder bewusst, dass die Möglichkeit des würdevollen Abschiednehmens für viele Menschen sehr wichtig ist.“