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Squalen aus Haifisch-Leber: mehr als ein Wirkstoffverstärker

Squalen aus Haifisch-Leber: mehr als ein Wirkstoffverstärker
Für eine Tonne Squalen müssen 3.000 Haie sterben. | pixabay/CampingAourir

Squalen aus der Leber des Haifisches steht derzeit als Wirkstoffverstärker im potentiellen Corona-Impfstoff im Rampenlicht. Doch die ölige Substanz kommt nicht nur in der Medizin, sondern auch für Schönheits- und Lifestyle-Produkte zum Einsatz. Sehr zum Leid der Tiere: Um eine Tonne Squalen zu gewinnen, müssen ca. 3000 Haie getötet werden.

Wo kommt Squalen aus Haifischleber zum Einsatz?

  • Kosmetikindustrie: Egal ob in Salben, Cremes, Selbstbräunern oder Haarspülungen – die feuchtigkeitsspendende Eigenschaft von Squalen sorgt dafür, dass die Haut nicht austrocknet. Im Jahr 2012 wurden noch 90 Prozent des Stoffes an die Kosmetikindustrie verkauft. Daraufhin stiegen viele Hersteller auf die pflanzliche Alternative „Phytosqualan“ um. In der Produktion ist es zwar 30 Prozent teurer, dafür jedoch zu 100 Prozent vegan. Gewonnen wird Phytosqualan meist aus Pflanzenölen.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Squalen aus dem Öl der Hai-Leber wird als Nahrungsergänzungsmittel und freie Medikation oft als Heilmittel angepriesen. Jedoch gibt es keine seriösen wissenschaftlichen Berichte, die belegen, dass Haileber-Öl oder das daraus gewonnene Squalen krebsheilende oder andere kurative Wirkungen hätten.
  • Wirkverstärker: Bekannt ist Squalen vor allem als Adjuvans (= Wirkverstärker) in Impfstoffen. Es sorgt dafür, dass Impfstoffe ihre größtmögliche Wirkung entfalten können und sorgt für eine bessere Wirkstoffaufnahme. Verwendung fand es bereits zu Zeiten der Schweinegrippe im Impfstoff „Pandemrix“ und „Focetria.“ Jetzt steht es erneut als potentielles Adjuvans im Corona-Impfstoff im Fokus.
  • HighTech-Industrie: Aus Kostengründen kommt Squalen aus Haifischleber in der HighTech-Industrie als Schmierstoff und Transformatoren-Öl zum Einsatz.

Alternativen: Squalen aus Pflanzen

Bis zu drei Millionen Haie werden laut Schätzungen von Umweltbehörden schon jetzt für die Kosmetik-, Pharma- und Nahrungsergänzungsmittelindustrie getötet. Undenkbar, wie viele ihrer Artgenossen ihr Leben für einen weltweit verfügbaren Impfstoff lassen müssten! Glücklicherweise gibt es Alternativen. Die ertragreichsten Squalen-Quelle ist zwar immer noch die Haifisch-Leber. Produziert wird die Substanz jedoch auch in Pflanzen wie beispielsweise Zuckerrohr, Amaranth und Olivenbäumen. Allerdings ist die pflanzliche Gewinnung von Squalen mehr als 30 Prozent teurer als die tierische.

Die Zukunft gehört daher vielleicht den Mikroorganismen. Forschern ist es kürzlich gelungen, die ölige Flüssigkeit biosynthetisch in der Bäckerhefe herzustellen. Bei diesem Versuch konnten bereits mehrere Gramm an reinem Squalen im Labor produziert werden. Wenn nun die Stämme so optimiert würden, dass sie die derzeitige große Nachfrage an Squalen abdecken könnten, müssten Millionen von Haien nicht mehr um ihr Leben bangen.

Hintergründe & Fakten

Mit der Summenformel C30H50 gehört Squalen zu den organischen, ungesättigten Verbindungen. Es wird von allen höheren Organismen als Vorstufe des Cholesterins gebildet und kommt z.B. im menschlichen Blutserum vor. Erstmals wurde die ölige, farblose Substanz 1906 in Haifischleber entdeckt. Daher stammt auch sein Name: squalus ist lateinisch für Haifisch. Erst 1935 wurde die Substanz mit Olivenöl in einem pflanzlichen Produkt aufgefunden. Heute weiß man, dass es in verschiedenen Lebensmitteln wie Ziegenmilch, vielen pflanzlichen Ölen und Amaranth vorkommt.

Fischöle sind jedoch weiterhin die Hauptbezugsquelle von Squalen. Denn: Hai-Leber besteht zu 40 bis 90 Prozent aus Squalen. Das Problem: Viele Haifisch-Arten sind bereits vom Aussterben bedroht. Jedes Jahr werden bis zu 100 Millionen Haie gefangen, die Populationen sinken immer weiter. Dadurch wird das Ökosystem Meer einer unglaublichen Belastung ausgesetzt. Hinzu kommt, dass Haifischöle hohe Anteile von Toxinen und Schwermetallen enthalten. Die müssen durch eine umweltbelastende Reinigungsprozedur erst eliminiert werden. Damit der ungesättigte Kohlenwasserstoff Squalen stabiler und somit einsatzfähig wird, muss er noch industriell zu Squalen hydriert werden. Erst dann kann es Salbengrundlage, Schmiermittel und Transformatoren-Öl Verwendung finden.