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Milchmaschinen: das traurige Schicksal der Milchkühe

Milchmaschinen: das traurige Schicksal der Milchkühe
Quelle: pixabay/werbeguru

Etwa 540.000 Milchkühe leben in Österreich. Der Großteil leidet unter qualvollen Haltungsbedingungen: Mutterkühe werden unmittelbar nach der Geburt von ihrem Nachwuchs getrennt, männliche Kälber landen als „Abfallprodukte“ in Drittstaaten. Der Österreichische Tierschutzverein klärt auf, was dahintersteckt und was Sie als Konsument gegen das Leid der Milchkühe tun können. 

Die Fakten im Überblick:

  • 23,5 Millionen Milchkühe gibt es in der EU.
  • 540.000 Millionen Milchkühe leben in Österreich.
  • Die Hälfte der österreichischen Milchkühe lebt festgebunden in Stallhaltung.
  • 67.000 Kälber wurden im Jahr 2018 aus Österreich ins Ausland exportiert.
  • Tausende Kälber landen auf Langstrecken-Transporten nach Algerien oder Marokko.

Milchkühe: Muttermilch für die Milchindustrie

Anders als Fleischrinder werden Milchkühe dafür gezüchtet, enorme Mengen Milch zu produzieren. Was vielen Konsumenten nicht klar ist: Eine Kuh gibt nur dann Milch, wenn sie ein Kalb geboren hat. Denn Milch ist eigentlich Muttermilch, die zur Ernährung des eigenen Nachwuchses gedacht ist. Der Mensch macht sich diese zu Eigen, indem er Mutterkuh und Kälbchen nur wenige Stunden nach der Geburt trennt.

Milchkühe
Milchkühe werden nach der Geburt sofort von ihrem Kälbchen getrennt. | Quelle: pixabay/alsen

Grausame Trennung von Muttertier und Kalb

Kühe sind ausgesprochen soziale Tiere, die sich ihrem eigenen Nachwuchs gegenüber sehr fürsorglich verhalten. Die Trennung von Mutterkuh und Kälbchen ist für beide traumatisch. Oft ruft die Mutterkuh stundenlang nach ihrem Jungen, hält verzweifelt danach Ausschau. Viel Zeit zum Trauern bleibt ihr nicht: Nach der Geburt wird sie schnellstmöglich erneut besamt, damit der Milchfluss nicht versiegt.

Eines von zehn Milchkälbern stirbt

Kälber, die von ihren Müttern getrennt wurden, sind anfälliger für Gebrechen, Krankheiten und psychische Störungen. Von der wertvollen Muttermilch bekommen sie meist nichts. Stattdessen werden sie mit billigem Milchersatz gefüttert – und selbst das oft nur zweimal pro Tag. Zum Vergleich: Kälber, die bei ihren Müttern aufwachsen, saugen sechs- bis achtmal täglich an deren Eutern. Der ständige Hunger und das hastige Trinken können zu lebensgefährlichen Durchfällen führen. Die Konsequenz: In konventionellen Milchbetrieben stirbt jedes zehnte Kalb.

Milchkühe
Anfällig für Krankheiten: Jedes 10. Kalb aus konventionellen Milchbetrieben stirbt. | pixabay/CeliLeGall

Anbindehaltung: 365 Tage im Stall

Die Hälfte der österreichischen Milchkühe lebt – an Ketten oder Halsrahmen angebunden – in dauerhafter Stallhaltung. Diese ist in Österreich zwar grundsätzlich verboten. So besagt das Tierschutzgesetz, dass Rindern ab einem halben Jahr an mindestens 90 Tagen Weide, Auslauf oder Alpung zu ermöglichen ist. Jedoch genügt eine Meldung des Besitzers, dass dies aus technischen bzw. rechtlichen Gründen nicht umsetzbar ist, um diese Vorgaben zu umschiffen. De facto ist die dauerhafte Anbindehaltung von 365 Tagen pro Jahr in Österreich also weiterhin gestattet.

Das Aufstehen und Hinlegen, soziale Interaktionen und Bewegung wird den Tieren dadurch erschwert bis unmöglich. Zudem gibt es in konventionellen Ställen oft nicht genügend Einstreu. Die einzige Möglichkeit zur Rast sind harte Liegeflächen, woraus Druckstellen und Gelenksentzündungen resultieren.

Milchkühe
Viele Milchkühe verbringen das ganze Jahr festgebunden im Stall. | pixabay/Hans

Fehlernährung für höhere Milchleistung

7.500 Liter Milch gibt eine österreichische Milchkuh durchschnittlich im Jahr. Für die Milchwirtschaft noch lange nicht genug – die Tiere werden darauf getrimmt, ihre Leistung kontinuierlich zu steigern. Um noch mehr Milch zu geben, erhalten sie große Mengen an Kraftfutter (Getreide, Soja etc.). Diese Art des Ernährung ist für Kühe nicht artgerecht. Denn: Rinder sind Wiederkäuer, die sich normalerweise hauptsächlich von Gras und Heu ernähren.

Vielen Milchkühen wird die jahrelange Fehlernährung zum Verhängnis. Sie erleiden  u.a.

  • Stoffwechselstörungen,
  • Euterentzündungen,
  • schmerzende Klauen,
  • eine Übersäuerung des Pansens,
  • Lahmheiten und
  • Fruchtbarkeitsprobleme 

Im Durchschnitt werden Milchkühe nur sieben Jahre alt – und das, obwohl Rinder bis zu 20 Jahre alt werden können und erst nach fünf Jahren ausgewachsen sind.

Männliche Milchkälber als „Abfallprodukt“

Damit eine Milchkuh permanent Milch gibt, muss sie einmal jährlich ein Kalb zur Welt bringen. Zu diesem Zweck wird sie immer wieder künstlich befruchtet. Dadurch entsteht zwangsläufig ein Überschuss an Kälbern – insbesondere an männlichen. Landen weibliche Kälber früher oder später selbst als Milchkuh an der Melkmaschine, so gelten ihre Brüder in der Milchindustrie als „Abfallprodukt“. Um Kosten zu sparen, werden sie deshalb oft in ausländische Mastbetriebe exportiert.

Milchkühe
Weibliche Milchkälber werden zur Milchkuh, ihre Brüder gelten als „Abfallprodukt“. | Quelle: pixabay/Ehrecke

Qualvolle Tiertransporte männlicher Milchkälber

Männliche Milchkälber lassen sich für die Milchindustrie nicht verwerten. Sind daher besonders stark von Tiertransporten betroffen: Etwa 67.000 Kälber wurden im Jahr 2018 nach Spanien, Italien und Polen gekarrt, weil die Mästung und Schlachtung dort billiger ist. Damit ist die qualvolle Reise noch nicht zu Ende: Ein großer Teil wird von dort aus in Drittstaaten gebracht – etwa in die Türkei, nach Algerien, Russland, Usbekistan, Marokko oder Aserbaidschan. Diese Langstrecken-Tiertransporte sind ein tagelanges Martyrium – ohne ausreichend Futter, Wasser, Platz und Tageslicht.

Die Mast- und Schlachtbedingungen in diesen Ländern sind oftmals barbarisch: Den Tieren werden die Beinsehnen durchtrennt, um sie am Weglaufen zu hindern, oder die Augen ausgestochen, um sie ruhigzustellen. Viele Tiere werden durch einen betäubungslosen Kehlschnitt getötet, der sie elendig ausbluten lässt.

Milchkühe
Es gibt viele köstliche Milchalternativen – z.B. aus Soja, Hafer oder Nüssen. | Quelle: pixabay/piviso

Milchkühe: Das können Sie als Konsument tun

Als Endverbraucher bestimmen wir alle mit, wie die Welt für Milchkühe und -kälber in Zukunft aussehen wird. Das können Sie tun, wenn Sie die Bedingungen für Milchkühe und -kälber langfristig verbessern möchten:

  • Milchkonsum reduzieren: Reduzieren Sie Ihren Konsum von Milch und Milchprodukten.
  • Auf Alternativen setzen: Bevorzugen Sie
    • Soja-, Hafer-, Mandel-, Nuss- oder Hanf-Milch statt Kuhmilch
    • Soja-, Hafer- oder Lupinenjoghurt statt Kuhmilchjoghurt
    • Soja- oder Hafer-Cuisine statt Sahne
    • Käsealternativen aus Cashew-Kernen und Kokosfett
    • vegane Schokolade statt Süßigkeiten mit Kuhmilch
  • Informieren Sie sich: Kaufen Sie nur Milch und Milchprodukte von Anbietern, deren Haltungsbedingungen Sie kennen. Investieren Sie in Bio-Produkte und kaufen Sie regional, meiden Sie Produkte aus konventioneller Tierhaltung. Besuchen Sie die Bauern in Ihrer Umgebung und machen Sie sich selbst ein Bild von den Haltungsbedingungen. Viele Bio-Bauern verkaufen Milch und Käse von Tieren aus artgerechter Haltung bereits ab Hof.
  • Fragen Sie nach Alternativen: Fragen Sie auch in Cafés oder Restaurants nach der Herkunft der verwendeten Milch und nach pflanzlichen Optionen. Viele Lokale bieten mittlerweile Pflanzenmilch zum Kaffee an oder haben vegane Kuchen und Desserts im Angebot.

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