Die Gefahren für den Fischbestand sind vielfältig – die Jagd auf Fischotter löst das Problem jedoch nicht
Österreichs Fischbestände sind rückläufig. Immer wieder wird der Fischotter dafür verantwortlich gemacht, jedoch völlig zu Unrecht, wie Sebastian Url vom Österreichischen Tierschutzverein feststellt: „Am Beispiel der Schweiz erkennt man sehr deutlich, dass der Fischotter zu Unrecht zum alleinigen Sündenbock gemacht wird. Denn dort gibt es kaum nennenswerte Bestände an Fischottern – und trotzdem gehen die Fischbestände dramatisch zurück. Ein klarer Hinweis dafür, dass andere Ursachen eine weitaus größere Wirkung haben als die vermeintliche Überpopulation des Fischotters.“
Verbaute Flüsse und verschmutzte Abwässer als ernstzunehmende Ursache
In Österreich sind praktisch alle Flüsse stark verbaut und insbesondere durch Pestizide aus der Landwirtschaft und verschmutzte Abwässer aus Siedlungsräumen belastet. Url weiter: „All dies bedeutet für den Fischbestand einen enormen Verlust von diversen Strukturen und führt zu einer Homogenisierung ihres Habitats, welcher für eine gesunde Fortpflanzung sowie ausreichenden Nahrungserwerb dingend von Nöten wäre.“
Zuchtfische stehlen Wildfischen ihren Platz in den Gewässern
Von den meisten Fischereivereinen werden häufig Regenbogenforellen und Mischlinge aus Zuchtbetrieben als Besatzfische für Sportfischer in die Gewässer eingebracht. Diese gefährden allerdings den Lebensraum der heimischen Wildfische, welche jedoch mit dem Jagdverhalten des Fischotters besser umgehen können. Zuchtfische sind für den Fischotter eine besonders leichte Beute, da sie in ihren Zuchtbecken nie gelernt haben, sich vor natürlichen Feinden zu verstecken. Dieses schnelle „Verschwinden“ der Besatzfische wiederum verärgert verständlicherweise die Sportfischer.
Abhilfe in der Teichwirtschaft
In der kommerziellen Teichwirtschaft kommt es in Einzelfällen tatsächlich zu massiven Schäden durch den Fischotter. Abhilfe schaffen hier abschreckende Elektrozäune oder das stetige Kurzhalten des Grünaufwuchses im Teich, damit der Fischotter kein Versteck vorfindet. Diesbezüglich müssen die Entschädigungszahlungen einfacher und schneller eingerichtet werden.
Erlaubnis des Landes Niederösterreich eine Zumutung
Vor diesem Hintergrund ist die Erlaubnis des Landes Niederösterreich, bis Sommer 2018 40 Fischotter „zu entnehmen“, eine Zumutung. Url kritisiert: „Nach Entnahme der Tiere werden die freigewordenen Reviere sofort nachbesetzt, am Status quo wird sich de facto nichts ändern. Den Fischotter als Sündenbock abzustempeln und diese Tiere zu opfern, ohne das tatsächliche Problem zu lösen, ist inakzeptabel!“