Hase oder Kaninchen – wo liegt eigentlich der Unterschied? Sind die Langohren als Haustiere wirklich so unkompliziert, wie häufig angenommen? Und was ist vor der Anschaffung zu beachten? Acht Tipps für die artgerechte Kaninchenhaltung.
Sowohl Hasen als auch Kaninchen zählen zur Familie der Hasenartigen. Der wohl bekannteste Hase in Österreich ist der Feldhase.
Auch wenn die meisten Haustierhalter ihre Langohren liebevoll als Hasen bezeichnen, handelt es sich in Wahrheit um (Haus-)Kaninchen – Hasen sind als Haustiere nicht geeignet. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie die niedlichen Kleintiere artgerecht halten.
1. Kaninchen sind nicht gern allein: Kaninchen sind ausgesprochen soziale Tiere und daher mindestens in Zweiergruppen zu halten. In Einzelhaltung können sie regelrecht verkümmern. Die Einzelhaltung von Kaninchen ist in Österreich daher sogar gesetzlich verboten. Auch lieben die geselligen Tiere das Leben in der Großgruppe (vorzugsweise ein kastriertes männliches mit max. fünf weiblichen Kaninchen). Damit dieses harmonisch abläuft, braucht es jedoch viel Erfahrung seitens des Hasenhalters.
2. Auf das Alter kommt es an: Nicht alle Kaninchen können einander leiden. Gerade zwischen unkastrierten Rammlern kommt es gerne zu Machtkämpfen, die nicht selten mit schweren Verletzungen enden. Als optimal hat sich die Vergesellschaftung einer Häsin und eines kastrierten Rammlers erwiesen – diese Kombination verträgt sich erfahrungsgemäß am besten. Auch sollten Sie darauf achten, dass Ihre Kaninchen ein ähnliches Alter aufweisen. Ältere und kranke Kaninchen werden gern von agilen, vitalen Jungtieren ausgegrenzt. Größe sowie Schlapp- oder Stehohren haben auf die Verträglichkeit der Tiere übrigens so gut wie keinen Einfluss.
3. Kaninchen lieben Grünes: Kaninchen sind sogenannte „Herbivoren“, ernähren sich also von Gräsern und Kräutern. Getreide oder gar Fleisch haben auf ihrem Ernährungsplan dagegen nichts zu suchen. Idealerweise bieten Sie Ihrem Langohr eine Kombination aus Heu und Frischfutter (mind. 200 Gramm pro Kilo Körpergewicht). Als frische Mahlzeiten eignen sich Gras, Kräuter und Salate sowie Obst und Gemüse.
Achtung: Eine falsche Ernährung führt bei Kaninchen über kurz oder lang zu gesundheitlichen Problemen. Dazu zählen u.a. Verdauungsprobleme, kaputte Zähne oder Übergewicht. Und: Bitte halten Sie die Trink- und Fressnäpfe Ihres Tieres sauber. Am besten spülen Sie diese täglich mit heißem Wasser aus. Auch die Trinkflasche sollten Sie zweimal pro Jahr erneuern.
4. Je mehr Platz, desto besser: Leider sind die meisten Hasen- und Kaninchenkäfige zu klein und/oder zu niedrig. Beim Kaninchenkäfig gilt: je größer, desto besser. Empfehlenswert ist eine Käfiggröße von mindestens zwei Quadratmetern pro Kaninchen. Die Tiere sollten sich auch mit stehenden Ohren aufrichten können.
Achtung: Kaninchen haben einen enormen Bewegungsdrang. Damit ihre Muskeln nicht verkümmern, brauchen sie viel Platz und Auslauf. Die artgerechte Kaninchenhaltung ist rein in der Wohnung daher nicht möglich – es sei denn, Sie haben ausreichend Platz, um den Tieren einen eigenen, großen Bereich mit genügend Auslauf zu gestalten.
5. Kaninchen sind keine Stubenhocker: Kaninchen sind vor allem für die Außenhaltung geeignet. Temperaturen über 18 °C machen ihnen zu schaffen. Halten Sie Ihr Tier auch im Winter draußen, muss das Gehege jedoch ausgesprochen gut gegen Kälte und Wind isoliert sein! Holen Sie Ihr Langohr doch einmal aus irgendeinem Grund für mehrere Tage in die Wohnung (z.B. aufgrund einer Krankheit oder Verletzung), verzichten sie bitte darauf, es anschließend wieder zurück ins Außengehege zu setzen.
6. Kaninchen ertragen keine Langeweile: Kaninchen sind äußerst geschäftige Tiere, die sich immerzu beschäftigen wollen. Sie lieben und pflegen den Kontakt mit ihren Artgenossen, graben Höhlen, suchen Futter und markieren ihr Territorium. Wenn die Tiere in beengten Verhältnissen, ohne Beschäftigungsmöglichkeiten oder gar in Einzelhaltung leben, verkümmern sie schnell. Bitte verzichten Sie daher unbedingt auf Einzelhaltung (!) und statten Sie das Gehege Ihres Kaninchens mit ausreichend Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten aus.
7. Einstreu: Stroh gilt als ideale Einstreu für den Kaninchenkäfig. In die Urin- und Kot-Ecke können Sie auch Sägespäne streuen. Heu ist übrigens nicht als Einstreu, sondern als Grundnahrungsmittel der Langohren zu betrachten. Bitte verzichten Sie auf pelletierte Einstreu, da diese zu schmerzhaften Entzündungen an der Fußunterseite führen kann. Ein weiteres No-Go ist Katzenstreu – es kann im Magen der Tiere verklumpen und schwere Magen-Darm-Probleme verursachen.
8. Jedes Tier braucht (s)ein Versteck: Kaninchen sind Fluchttiere und geraten schnell in Todesangst. Deshalb braucht jedes der Tierchen eine Möglichkeit, sich bei der Witterung von Gefahr schnell zu verstecken. Achten Sie deshalb darauf, dass jedes Tier seinen Rückzugsmöglichkeit hat (z.B. in Form eines Schlafhäuschens aus Naturmaterialien). Bitte nähern Sie sich dem Kaninchen nicht von oben, sondern von vorne. Generell sollten Sie mit den sensiblen Tieren ruhig und vorsichtig umgehen, ihre Ruhezeiten akzeptieren und Stress durch die Anwesenheit von Hunden oder Katzen vermeiden.