Soziale Medien wie TikTok, YouTube und Instagram machen auch vor Haustieren nicht Halt. Immer öfter müssen Haus- und Wildtiere als „Petfluencer“ herhalten. Die tierischen Gegenstücke zu Influencern verzücken Millionen im Netz – und setzen Millionen um. Die Kehrseite der Medaille: Hinter dem Erfolg verbirgt sich oft Tierquälerei. Der Österreichische Tierschutzverein klärt auf.
Influencer waren gestern – jetzt ist das Zeitalter der Petfluencer angebrochen. In Unternehmen hat sich Petfluencer-Marketing bereits als fester Bestandteil der Marketing-Strategie etabliert: Haustiere dienen als Werbegesichter für Mode-, Kosmetik-, Reise-, Auto- und Fitnessmarken – und bringen Millionen ein. Viele Tiere haben bereits eine größere Reichweite als mancher Promi.
Haus- & Wildtiere als Werbegesichter
Das betrifft nicht nur Katzen, Hunde und Hamster sondern auch Wildtiere und Exoten. So müssen auch Igel, Chamäleons, Füchse, Affen, Eichhörnchen und Schildkröten als Träger für Werbung und Vermarktung herhalten – und fleißig mit Produkten vor der Kamera posieren. Aus Tierschutzsicht ist diese Entwicklung problematisch:
- Petfluencing fördert Qualzucht: Tiere sprechen unsere Emotionen an – und das weiß auch die Werbeindustrie. Anders als menschliche Models, müssen Petfluencer nicht makellos sein, um Erfolg zu haben. Im Gegenteil: Oft sind es gerade Makel wie Überbisse, flache Schnauzen, deformierte Beine, Segelohren und Glubschaugen, die ein Tier bekannt werden lassen. Dabei vor allem Tiere mit markanten, vermeintlich niedlichen Makeln oft aus Qualzuchten. Dazu gehören z.B. Französische Bulldoggen, Möpse und Katzen mit kurzen Beinen. Wer diese Tiere auf Social Media präsentiert und als „Stars“ inszeniert, animiert wiederum andere Menschen, sich selbst ein solches Tier anzuschaffen – und trägt zur Unterstützung von Qualzuchten bei.
- Tierkauf für Social Media: Der (finanzielle) Erfolg vieler Petfluencer zeigt: Werbung mit Tieren funktioniert und kann beachtliche Summen einbringen. Das lockt leider auch viele Nachahmer an. Immer mehr Menschen kaufen sich ein Tier aus dem Motiv heraus, es auf Social Media groß rauszubringen. Dass Tiere mitunter viele Jahre alt werden können, artgerechte Haltung und Pflege benötigen, mit monatlichen Kosten verbunden sind und gar nicht zum eigenen Lebensstil passen, wird dabei gerne ignoriert. Wenn der Plan von der Petfluencing-Karriere dann nicht aufgeht, landen viele Tiere im Tierschutz.
- Verstecktes Tierleid: Leider wird Petfluencing von den meisten Menschen nicht als Tierquälerei wahrgenommen. Gerade für Social Media Challenges (z.B. TikTok, Instagram) werden viele Tiere in Kostüme gesteckt, auf Staubsaugerroboter gesetzt, bekommen Post-its auf die Pfoten geklebt und müssen an gefährlichen Fotospots (z.B. auf Berghängen) posieren. Das ist alles andere als artgerecht. Ein weiterer Trend: Tiere absichtlich zu erschrecken, um ihre „süße“ Reaktion mit der Kamera einzufangen.
- Wildtier wird zum Haustier: Immer mehr Wildtiere, die in den sozialen Medien populär sind, werden als Haustiere gehalten. Ein Beispiel ist der afrikanische Weißbauchigel.
- Catch & Release: Bei dieser Angelpraxis werden Fische nicht getötet, sondern fotografiert (für Instagram & Co.) und wieder ins Wasser gesetzt. Es handelt sich um reines Spaßangeln! Die Fische werden dabei oft schwer verletzt und sterben an den Folgen.
Wildtier-Boom auf Social Media
Genau wie Petfluencer, liegen auf Social Media auch Wildtiere voll im Trend. Immer mehr Influencer lassen sich mit Großkatzen, Elefanten und Faultieren aus zwielichtigen Wildparks im Ausland fotografieren. Dort werden Tiere oft unter widrigsten Umständen gehalten.
Was trotz des Namens gerne kleingeredet wird: Influencer haben einen großen Einfluss auf ihre Zielgruppe – und besitzen somit eine Vorbildfunktion. Wer mit Tieren aus Wildparks und Tigertempeln vor der Kamera posiert, animiert auch andere Menschen dazu, einen solchen zu besuchen und das dort herrschende Tierleid zu unterstützen.
App-Betreiber müssen handeln!
Laut Tierschutzgesetz § 5 ist es verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen. Dagegen verstößt insbesondere, wer u.a. ein Tier zu einer Filmaufnahme, Werbung, Schaustellung oder ähnlichen Zwecken und Veranstaltungen heranzieht, sofern damit Schmerzen, Leiden, Schäden oder schwere Angst für das Tier verbunden sind.
Der Österreichische Tierschutzverein setzt sich für strengere Maßnahmen seitens der App-Betreiber ein. Sobald ein User eine Seite bzw. ein Profil auf TikTok, Instagram, Facebook oder YouTube meldet, müssen die Betreiber unverzüglich und konsequent handeln!
An Tierfreunde appellieren wir: Tierleid muss nicht immer offensichtlich sein. Bitte schauen Sie stets genau hin – auch im Internet und den sozialen Medien. Seien Sie kritisch! Und wägen Sie für sich ab: Wo beginnt für Sie Tierleid bzw. Tierquälerei, was ist ethisch vertretbar? Denken Sie stets daran: Auch Tiere haben Gefühle. Sie spüren Schmerz, Scham und Trauer wie wir Menschen – und sie haben ein Recht auf ihre Würde. In welcher Form auch immer: Tierleid ist weder „niedlich“ noch „cool“, sondern ein furchtbarer Zustand für die, die es ertragen müssen.